Dass das Ganze in einem etwas größeren Rahmen mit einigen auswärtigen Zuschauern aufgezogen wurde, war überdies kein Nachteil für die Heimmannschaft und sorgte für eine Landesliga-ähnliche Atmosphäre. Um 19.30 Uhr trudelten die letzten Zuschauer ein – rechtzeitig zum Beginn des wichtigsten Meisterschaftsspiels des Jahres für die erste Mannschaft aus St. Peter/Au. Hochkarätige Spiele waren vorprogrammiert, da die Waidhofener mit Christoph Böck (Ranglisten-1.), Franz Desch (4.) und Reinhold Schinninger (10.) bisher den Ton in der Liga angaben, die St. Peterer ihnen aber um nur einen Punkt nachhinkten.
Der Showdown begann mit den Spielen zwischen Markus Berger und Reinhold Schinninger bzw. Matthias Wimmer und Christoph Böck. Das Spiel von Markus – war man sich im Vorfeld einig – würde für den Spielverlauf sehr entscheidend werden, es lief aber noch nicht alles so richtig rund. Der Waidhofner zwang ihm sein Spiel auf, während Markus dagegen kein Rezept fand. Trotzdem war es ein Spiel auf des Messers Schneide und es musste also der Glücksfaktor mitentscheiden, wer als Sieger vom Tisch gehen wird. Der letzte und entscheidende Satz ging schließlich an Schinninger, der mit diesem Sieg schon einen wichigen Schritt getan hat. Matthias konnte gegen die Nummer 1, Christoph Böck, teilweise gut mithalten, und hatte in den ersten beiden Sätzen schon Satzbälle. Die Gegenwehr von Böck war allerdings zu groß, sodass Matthias 0:3 unterlag.
Julian Stocker sorgte danach allerdings für den erlösenden Anschlusspunkt: Er besiegte Franz Desch souverän mit 3:0 und verhinderte damit schon eine kleine Vorentscheidung.
Eine Novität gab es im Doppel: Julian trat nicht wie gewohnt an der Seite von Markus Berger auf, sondern versuchte mit Markus Panholzer im Doppel das bisher noch ungeschlagene Duo Böck/Schinninger (16:0) zu überwältigen. Der erste Satz ging knapp verloren, danach schlug allerdings Markus Panholzer, eine Erfindung von Kapitän Norbert Polt, gemeinsam mit Julian so richtig ein. Markus fungierte – im Fußball würde man sagen – als Assistgeber, Julian als eiskalter Vollstrecker. Die weiteren drei Sätze gingen allesamt an das St. Peterer Doppel, womit der anfängliche Rückstand von 0:2 nach den ersten beiden Spielen wieder eingeholt werden konnte.
Im nächsten Spiel war die Favoritenrolle klar verteilt: Markus Berger sollte für Christoph Böck, der bis dahin eine Bilanz von 30:0 aufwies, kein größeres Problem werden. Favoritenrolle hin oder her – es wurde nun gespielt und da sah die Wirklichkeit anders aus. Im ersten Satz schien noch annähernd alles glatt zu laufen, als Böck in der Satzverlängerung die Nase vorn hatte, allerdings merkte man schon, dass für Markus einiges drin war. Das setzte er im folgenden Satz blendend um und stellte auf 1:1. Im dritten Satz hatte der Waidhofener schon drei Satzbälle, die Markus alle zunichte machte und sogar den Satz noch für sich entschied. Es bahnte sich schon langsam eine Sensation an, aber man muss bedenken, dass der Mann aus dem Ybbstal nicht irgendjemand ist und das Zeug dazu hat, in den wichtigen Situationen die richtigen Schläge auszupacken. Markus spielte sich aber in einen Rausch und dosierte sein Spiel nur allzu gut, sodass Böck seine erste Saisonniederlage nach 30 (!) erfolgreichen Spielen hinnehmen musste.
Wenige Worte muss man über Julian Stocker verlieren, der – welch eine Überraschung – ohne Satzverlust über Schinninger erfolgreich war. Auch wenn es zu diesem Zeitpunkt schon 4:2 für die Heimmannschaft stand – die Partie war noch lange nicht gewonnen. Erst recht nicht, als Franz Desch gegen Matthias Wimmer so richtig aufdrehte und ihn 3:0 vom Platz fegte.
Dann kam das Spiel des Abends, auf das alle gewartet hatten, zwischen Julian Stocker und Christoph Böck. Schade nur, dass es so schnell wieder vorbei war: Souverän wie Alexander der Große, eiskalt wie Julius Cäsar und entschlossen wie Norbert Polt im Vorfeld der Begegnung besiegte Julian nämlich den Einzigen, der in der Einzelrangliste vor ihm liegt, mit 11:5, 11:3 und 11:7 und fügte ihm so die zweite Niederlage an diesem Tag zu. Es war einfach eine Augenweide, Julian zuzusehen und machte Lust auf mehr.
So auch bei Markus Berger, der im Spiel gegen Franz Desch die Chance hatte, den Sack zuzumachen. Allerdings lag dieser schon 0:2 in Sätzen zurück und es schien als müsste die Entscheidung im zehnten und letzten Spiel fallen. Dort war Matthias schon auf dem besten Weg zum Siegen – das Spiel wurde jedoch abgebrochen, da die Entscheidung schon gefallen war. Markus startete nämlich eine sensationelle Aufholjagd und krönte diesen Tag mit einem 3:2-Sieg über den Rollstuhlspieler Franz Desch.
Man hat also wieder einmal gesehen, dass diese drei Herren der Einsermannschaft in Spielen, in denen sie eigentlich nicht Favorit sind, zu Übermenschlichem fähig sind. Mit dem 6:3 über Waidhofen liegt man jetzt auch in der Tabelle einen Punkt vor den Ybbstalern. Im letzten Spiel gegen St. Georgen/Ybbsfelde hat man nun die Chance den Meistertitel zu holen, was natürlich das absolute Highlight wäre. In der Hinrunde gab es gegen St. Georgen ein Unentschieden. Wenn dieses Resultat wiederholt würde, könnte es schon zu wenig sein – aber: Träumen darf man ja…